Eine Übersicht möglicher Vogelkrankheiten

Eine artgerechte Haltung und eine korrekte Ernährung beugt Krankheiten ganz klar vor. Steckt sich aber ein Tier trotzdem mit einer Krankheit an, ist diese meistens sehr schnell zu erkennen. Voraussetzung dafür ist, dass man das Tier täglich beobachtet und mit ihm Zeit verbringt. Folgende Anzeichen können bei einer Erkrankung auftreten:

  • Appetitlosigkeit
  • Atemnot
  • Durchfall
  • trüber Blick
  • Veränderungen von Federn / Schnabel und Beinen

Abszess

Bei einem Abszess bildet sich an bestimmten Stellen eine sogenannte „Eiteransammlung“. Meist sind solche Vereiterungen, welche durch eine bakterielle Infektion entstehen, an Füßen und Beinen sowie im Bereich des Schnabels zu finden. Die Eiteransammlung wird von einer Gewebekapsel umhüll, welche von einem kleinen Hohlraum umrundet wird. Der Tierarzt nennt diesen Vorgang „Gewebeeinschmelzung“, da das Gewebe vom Abszess weggedrückt wird. Die Entzündung kann im Normallfall durch Medikamente sehr gut behandelt werden. Nur in ganz schlimmen Fällen kommst es zu einer Operation.

Ursache

  • Verletzungen: Ein Abszess entsteht durch eine Verletzung, bei welcher Bakterien eindringen können. Dies geschieht zum Beispiel durch Verletzungen an den Füßen welche durch falsche Sitzstangen entstehen können.
  • Vitamin Mangel: Eine weitere Ursache kann ein Vitamin-A-Mangel sein. Dieser entsteht durch eine falsche Fütterung, wobei Vitamin-A sehr wichtig für die Haut ist.

Symptome

  • Stelle ist entzündet und gerötet
  • Schwellungen
  • Überempfindlichkeit an der betroffenen Stelle
  • Federn fallen aus

Diabetes Mellitus

Bei Diabetes handelt es sich um eine Zuckerkrankheit, von welcher nicht nur wir Menschen betroffen sein können. Ist ein Körper von dieser Krankheit betroffen, sind die Hormone die den Zuckerhaushalt regulieren nicht mehr im Gleichgewicht. Es wird zu wenig Insulin produziert, wobei man herausgefunden hat, dass beim Vogel auch das Hormon „Glukagon“ Auslöser sein kann. Dieses Hormon sorgt dafür, dass übermäßig viel Zucker freigesetzt wird. Die Genaue Ursache für Diabetes bei Vögeln ist aber bis jetzt nicht geklärt. Wird die Krankheit nicht behandelt, führt dies früher oder später zum Tod.

Ursache

  • Hormonstörung

Symptome

  • vermehrter Durst
  • Gewichtsverlust
  • das Tier ist geschwächt

Durchfall

Durchfall wird in der Fachsprache auch „Diarrhö“ genannt. Der Vogelkot ist wässrig oder schleimig und weißt eine gelblich-grüne oder rötliche Farbe auf. Auch am veränderten Geruch kann man Durchfall erkennen. Dieser tritt grundsätzlich nur ein, wenn bereits eine Grunderkrankung aufgrund einer Infektion vorhanden ist. Auch kann Durchfall eine Folge von Stress oder falscher Ernährung sein.

Ursache

  • Stress
  • falsche Ernährung / Futterumstellung
  • Infektionen, welche nicht rechtzeitig behandelt worden sind
  • Tumore
  • Parasiten

Symptome

  • schleimiger / wässriger Kot
  • gründlich-gelbe / rote Farbe
  • Kot kann Blutspuren erhalten
  • mangelnder Appetit
  • Durst

Federlinge

Federlinge werden in der Fachsprache „Mallophagida“ genannt. Es handelt sich dabei um Parasiten, welche im Vogelgefieder leben. Diese Art gehört zu der Gruppe der wirtsspezifischen Ektoparasiten. Beispiele dafür sind: Kanarien-Federlinge, Buchfink-Federlinke und Nymphensittich-Federlinge. Diese Erkrankung ist neben Milben die häufigste Krankheit bei Vögeln. Federlinge sind mehrere Millimeter groß und befinden sich direkt im Gefieder, wobei sie sich auch durch Federmaterial ernähren. Hat der Federling seinen Platz gefunden, passt er seine Farbe dem Vogelgefieder an. So gibt es zum Beispiel graue, gelbe und weiße Federlinge. Der weitere Schritt ist, dass das Parasit seine Eier (Nissen) auf dem Tier absetzt.

Ursache

  • Eine Übertragung findet bei Kontakt zu anderen Vögeln statt
  • Die Übertragung kann auch durch Insekten übertragen werden

Symptome

  • glanzloses Gefieder
  • häufigeres putzen
  • bei starkem Befall: Federschäden

Gicht

Auch beim Vogel spricht man bei einer Störung des sogenannten Purin-Stoffwechsels von einer Erkrankung an Gicht. Fachmännisch wird dies auch als „Urikopahie“ bezeichnet. Purine sind Zellbausteine, die der Orgasmus braucht um zu überleben. Sie werden in der Leber zu Harnsäure umgewandelt und dann durch die Nieren wieder ausgeschieden. Ist der Hormonhaushalt des Tieres gestört, wird zu wenig Harnsäure ausgeschieden, es entstehen „Harnsäure-Kristalle“, welche sich in den Gelenken und Gewerben des Vogels niederlassen.

(Mehr Informationen zum Purinstoffwechsel findest du in unserem Artikel zur purinarmen Ernährung von Hunden.)

Ursache

  • falsche Ernährung
  • zuwenig Flüssigkeit im Körper
  • Medikamente
  • Vitamin-A-Mangel

Symptome

  • plötzliche Todesfälle
  • Entzündungen an betroffenen Stellen
  • Bewegungsunlust
  • Krampfanfälle

Herpes

Wie bei uns Menschen, kann auch ein Vogel vom Herpes-Virus betroffen sein. In der Fachsprache nennt man diese Krankheit auch „Pachecosche“. Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit vergehen in der Regel 7 Tage. Je nach Stärke der Viren, verläuft die Krankheit früher oder später tödlich.

Ursache

  • Übertrag durch Kot / Körperflüssigkeiten
  • Stress
  • Umzug
  • Futterwechsel
  • intensive Sonneneinstrahlung

Symptome

  • Appetitlosigkeit
  • gesträubtes Gefieder
  • Durchfall
  • Erbrechen
  • Atemnot
  • Teilnahmslosigkeit

Knochenbrüche

In der medizinischen Fachsprache nennt man Knochenbrüche „Frakturen“. Ein Knochenbruch ist für den Vogel sehr schmerzhaft, weshalb dieser umgehend dem Tierarzt gezeigt werden sollte.

Ursache

  • Unfälle im Freiflug
  • hängenbleiben in den Gitterstäben
  • Infektionen
  • Tumore

Symptome

  • Flugunlust
  • Vogel lahmt
  • verdrehte Körperteile
  • häufige Sitzposition
Du solltest auch die Flügel deines gefiederten Freundes regelmäßig untersuchen, um beispielsweise Knochenbrüche schnell zu erkennen.

Krallen-Wachstumsstörung

Von einer Krallen-Wachstumsstörung redet man, wenn die Krallen des Vogels zu lange oder deformiert sind. Stellt man einige der folgenden Auffälligkeiten fest, rate ich dir das Tier einmal dem Tierarzt vorzuführen.

Ursache

  • falsche Haltung
  • Zehenfehlstellung
  • falsche Sitzstangen
  • Genetische Bedingung
  • falsche Ernährung

Symptome

  • zu lange Krallen
  • deformierte Krallen
  • Vogel kann nicht richtig laufen
  • oftmals sind auch Veränderungen am Schnabel und dem Gefieder erkennbar

Legenot

Die Legenot tritt nur bei Hennen auf. Dabei bleibt das Ei im Legedarm oder in der Kloake stecken. Hierbei handelt es sich um einen Notfall, welcher dringend vom Tierarzt behandelt werden muss.

Ursachen

  • Verletzung / Infektion / allgemeine Veränderungen des Legedarmes
  • Veränderung der Eischale / zerbrochenes Ei
  • körperliche Erschöpfung
  • Stress
  • Übergewicht
  • hohes Alter
  • falsche Ernährung

Symptome

  • Atemnot
  • Blut im Kot
  • Lähmungserscheinungen
  • aufgeblähter Bauch
  • ständiges Pressen

Milben

Milben sind Parasiten, welche beim Vogel zu Veränderungen des Federkleides sowie der Haut führen. Eine Ansteckung erfolgt durch direkten Körperkontakt von Federn oder Schnabel. Insgesamt gibt es vier verschiedene Milbenarten:

  • Federmilben: Wie der Name schon verrät, handelt es sich hierbei um Milben, welche sich im Federkleid des Vogels einnisten. Die Ernährung dieser Parasiten besteht aus abfallenden Gewebesubstanzen.
  • Rote Vogelmilben: Rote Vogelmilben werden in der Fachsprache „Dermanyssus gallinae“ genannt. Dabei handelt es sich um eine Milbe, die sich nur auf dem Tier befindet. Tagsüber verzieht sich die Milbe lieber in ihr Versteck im Käfig zurück. Die rote Vogelmilbe ernährt sich vom Blut des Vogels.
  • Räudemilben: Räudemilben werden in der Fachsprache auch „Knemidocoütes pilae“ genannt. Diese nisten sich vor allem an Orten ein, welche nicht von Federn überdeckt werden. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um den Schnabel, die Beine oder die Augenlieder. Besonders betroffen davon sind Wellensittiche.
  • Luftsackmilben: „Sternostoma tracheacolum“ ist der Fachbegriff der Luftsackmilben. Im Gegensatz zu den anderen Milbenarten, lebt der Luftsackparasit innerhalb des Tieres. Sie sind vor allem im Bereich zwischen Nase und Lunge zu finden, wobei eine Besiedlung meistens in der Luftröhre und im Bauch-Luftsack zu finden. Sogenannte „Finken“ sind dabei die meist betroffene Vogelart.

Ursache

  • Stress
  • Infektionen
  • Fehlernährung

Symptome

  • Federveränderungen
  • Hautveränderungen
  • Unruhe
  • häufigeres putzen
  • Veränderungen der hornhaltigen Gebiete (Schnabel, Beine etc.)
  • weniger Singeinheiten
  • Atemnot

Pilzinfektionen

Eine Pilzinfektion entsteht durch verschiedene Pilzarten wie zum Beispiel Hefepilz oder Schimmelpilz. Befallen werden meistens Magen-Darm, Atemwege oder die Haut. Pilzinfektionen treten bei Vögel eher öfters auf und können mit einem speziellen Anti-Pilz-Mittel (Antimykotika) gut behandelt werden.

Ursache

  • mangelnde Hygiene
  • falsche Ernährung
  • Stress
  • vorherige Behandlung durch Antibiotika
  • niedrige Luftfeuchtigkeit

Symptome

  • weißer Belag am Schnabel
  • grünlicher Durchfall
  • Federausfall
  • schuppige / trockene Federn
  • Hautentzündungen
  • Husten
  • Niesen
  • Atemprobleme
  • Erbrechen
  • Abmagerung

Vogelpocken

Von dieser Krankheit ist vor allem der Kanarienvogel  betroffen. Sie wird durch das Pocken-Virus verursacht und kann tödlich enden. Ist die Krankheit einmal ausgebrochen, wird der Vogel sie nicht mehr los. Dies heißt, dass er jederzeit seine Mitbewohner anstecken kann. Eine wirkungsvolle Behandlungsmöglichkeit gibt es bis heute nicht.

Ursache

  • Insektenstiche
  • Übertrag von infiziertem Vogel

Symptome

  • eitrige Bläschen an den Hornteilen  und am Schnabel
  • Erkältungsähnliche Symptome
  • Atemnot

Wurmbefall

Würmer leben unter anderem im Darm des Vogels. Dort vermehren sich die Parasiten, weshalb man sie auch Endoparasiten nennt. Es gibt sehr viele verschiedene Wurmarten, wobei vor allem Spülwürmer (Askariden) und Haarwürmer (Capillaria) bei Vögeln nachgewiesen werden können. Weiter trifft man bei allen Vogelarten viel auf Giardien (Darmparasiten) und Kokzidien, welche den Darm bewohnen.

Würmer werden durch die Nahrung aufgenommen, wenn der Käfig aufgrund mangelnder Hygiene mit Wurmeiern befallen ist. Im Darm werden die aufgenommenen Eier zu Würmen, wobei diese erneut Eier legen. Werden diese dann mit dem Kot ausgeschieden, können sich weitere Tiere daran anstecken.

Ursachen

  • mangelnde Hygiene im Käfig
  • Übertrag durch Nahrung

Symptome

  • Durchfall
  • geschwollener Bauch
  • Appetitlosigkeit
  • Schluckbeschwerden
  • Erbrechen
  • Darmverschluss (kann für den Vogel tödlich enden)

 

Fazit zu Vogelkrankheiten

Vögel können an den unterschiedlichsten Krankheiten leiden und nicht selten haben diese Erkrankungen mit der falschen/unzureichenden Pflege oder Hygiene zu tun. Leider ist es so, dass man die verschiedenen Erkrankungen nicht immer auf den ersten Blick sieht. Die Tiere lassen sich lange nichts anmerken, so dass die Erkrankung weit fortgeschritten sein kann, bevor der Vogel erste Krankheitsanzeichen „öffentlich“ widerspiegelt. Darum ist es so wichtig, dass Du typische Krankheitsanzeichen erkennst und Dein Tier und den Käfig immer wieder beobachtest. Kratzt sich der Vogel vermehrt, oder plustert ständig sein Gefieder auf? Wie sehen Augen, Gefieder, Kot aus und ist Dein Vogel aktiv, spricht oder singt wie eh und je?  Dann ist das Risiko relativ klein, dass Du nicht bemerkst, wenn es Deinem gefiederten Freund schlecht geht.

Du hast noch Fragen zu einer Erkrankung oder der Möglichkeit ihr Vorzubeugen?

Dann schick uns gerne einen Kommentar. 

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Autor dieses Beitrags: Stefanie Vogt

Ich bin Steffi, bekennende Tiernärrin, Dosenöffner für ehemals drei Kater und aktuell drei Hunde: zwei portugiesische Herdenschutzhunde sowie ein Terriermischling. Ich möchte mit meinen Beiträgen allen Tierbesitzern helfen, ihre Lieblinge noch besser zu verstehen. Dabei helfen mir sowohl meine medizinische Ausbildung als auch mein tierpsychologisches Studium.

2 Gedanken zu „Eine Übersicht möglicher Vogelkrankheiten“

  1. Hallo,
    unserem Kanarienvogel hat seit einer Woche einen leicht kleineres Auge, auf der rechten Seite.
    Manchmal wirkt das Auge, vom Kanarienvogel, weit geöffnet, aber dann nach einer gewissen Zeit, etwas geschlossener und auch verklebt, mit Gesichtsfedern. Als ob es wie eine Bindehautentzündung bei Menschen ist.
    Was könne wir am besten tun? Oder wie gehen wir damit um? Wir bräuchten Ihre Unterstützung!?
    Können wir beim Zoohandel erfragen, ob dass nur eine Temporäre Grippe oder Erkältung, oder vielleicht tatsächlich eine Bindehautentzündung ist und vor Ort etwas besorgen zum heilen?

    Wir würden uns sehr freuen über ein Feedback und nähre Informationen, um den Umgang damit zu erleichtern, damit wir verstehen an was unserem Kanarienvogel fehlen könnte, damit er wirklich besser sehen kann.
    in verbleib…

    MfG,
    Sheila Matias

    Antworten
    • Hallo Sheila,

      bitte geht mit eurem Kleinen sofort zum Tierarzt! Der Zoofachhandel kann euch hier nicht helfen, ihr braucht tierärztliche Hilfe!

      Viele Grüße
      Alica vom Redaktionsteam

      Antworten

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